Verhindert Russland die Vorrundenblamage und schafft es in die K.o.-Runde?

In ein Weltmeisterschafts-Turnier als am tiefsten gelistetes Team der FIFA-Weltrangliste zu gehen, ist an sich kein Problem. Zu einem solchen entwickelt es sich erst, wenn es sich bei jener Mannschaft um den Gastgeber des Turniers handelt. Russland erwischte eine machbare Vorrundengruppe, wird sich aber dennoch strecken müssen, das Achtelfinale zu erreichen. Verhindert die Gastgebernation die Blamage?

Ein Blick auf die Historie der WM-Gastgeber

Gerne erinnern wir uns an vergangene Weltmeisterschaften, vor allem natürlich an jene, die in Deutschland stattfanden. Bisher war das zweimal der Fall: 1974 konnte sich das Team um Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Paul Breitner den Titel sichern; 2006 wurde das Sommermärchen im Halbfinale gestoppt. Siegreich war auch gleich der erste Gastgeber der WM-Geschichte in Uruguay. Die Südamerikaner gewannen das Endspiel 1930 gegen Argentinien in Montevideo mit 4:2. Italien ließ 1934 einen eigenen Heimtriumph folgen, ehe Frankreich vier Jahre später erstmals an dieser Mission scheiterte. Im Viertelfinale war gegen den späteren Titelträger Italien Schluss. Es dauerte bis 1966, ehe mit England wieder ein Gastgeber auf dem Fußballthron landete, ehe Deutschland (1974), Argentinien (1978) und Frankreich (1998) folgten. Erst im Jahr 2010 geschah mit Südafrika das zuvor Undenkbare, als die austragende Nation bereits in der Vorrunde die Segel streichen musste. Letztendlich lag es damals am Torverhältnis, das eine Platzierung vor den punktgleichen Mexikanern auf Rang 2 verhinderte. 2014 war mit dem brasilianischen Halbfinaleinzug wieder alles im Reinen. Nun geht es also nach Russland und in der stolzen Nation geht durchaus etwas Angst vor einem Vorrundenaus um. Die Gruppe hätte angenehmer kaum werden können, beinhaltet neben Uruguay die Außenseiter Ägypten und Saudi-Arabien; letzterer bereits der Gegner Russlands im Eröffnungsspiel. Auch wenn ihr nicht immer die größte Bedeutung beizumessen ist, sagt die aktuelle FIFA-Weltrangliste einiges aus. Hier ist Russland auf Platz 70 mit 457 Punkten zu finden und damit die statistisch schlechteste Mannschaft aller 32 WM-Teilnehmer. Fußballgrößen wie Kap Verde, Finnland oder Bolivien platzierten sich vor der Mannschaft, die momentan eigentlich in Form sein sollte. Dass Russlands WM-Chancen bei Sportwettenseite wie Betway mit einer Quote von 51,00 mit Stand vom 14. Juni damit recht positiv eingeschätzt werden, darf durchaus überraschen. Es ist wohl vor allem der Heimvorteil, der bis auf für Südafrika oftmals Berge versetzte, der hier seinen Einfluss geltend gemacht hat.

Kader lässt Sorgenfalten nicht verschwinden

Der Blick auf den russischen Kader macht zumindest soviel Hoffnung, dass Platz 2 in der Gruppe A erreichbar sein sollte. Im Tor steht mit Igor Akinfeev der gleiche Mann wie seit Jahren. Immer wieder sorgen seine Aussetzer für Aufmerksamkeit, doch sie wechseln sich ebenso oft mit Klasseparaden ab. Vor ihm beginnen die Probleme – nicht nur, weil Trainer Stanislav Cherchesov von 4-4-2 auf 5-3-2 umstellte, obwohl ihm das nötige Personal dafür fehlt. Zuletzt machten ihm Verletzungen einen Strich durch die Rechnung, die unter anderem Georgi Jikia und Victor Vasin ins Krankenbett katapultierten. So musste gar etwa der eigentlich 2016 zurückgetretene Sergey Ignashevich mit 38 Jahren noch einmal reaktiviert werden. Er könnte es laut verschiedener Vorhersagen gar in die Startelf schaffen. Auch die Offensive verzeichnet mit dem Kreuzbandriss von Aleksandr Kokorin den Ausfall eines Leistungsträgers. Die Hoffnung des Gastgebers liegt nun vor allem auf den Schultern der mittleren Achse, wo im zentralen Mittelfeld Aleksandr Golovin als Spielmacher agiert, während vor ihm offensiv der wie von sport.de beschrieben extrem wichtige Aleksey Miranchuk und Stürmer Fyodor Smolov agieren. Auf seine Tore wird es vor allem ankommen, damit Russland entgegen vieler Einschätzungen die Gruppe packt. Insbesondere Uruguay sollte in der Gruppe eine Nummer zu groß für Russland sein. Unter Trainer Oscar Tabarez erfand sich das Team im Mittelfeld neu und überzeugt nun mit strategisch guten, jungen Spielern statt den alten Haudegen Alvaro Gonzalez und Arevalo Rios. Über die Abwehr sowie das Angriffsduo Suarez/Cavani müssen vermutlich keine Worte verloren werden. Der zweite russische Gegner Ägypten setzt voll und ganz auf die Karte Mohamed Salah, doch wie belastungsfähig dieser zum Turnierbeginn sein wird, steht in den Sternen. Bleibt noch der erste Gegner Saudi-Arabien, gegen den angesichts der anderen Gegner im Grunde ein Sieg her muss. Die Asiaten machten es zuletzt Deutschland im Testspiel schwer, konnten sonst aber oftmals wenig überzeugen. Das technisch ordentliche Team besitzt zu viele Schwachstellen, um eine Chance auf die K.o.-Runde zu besitzen. Um die Blamage Südafrikas zu vermeiden, muss Russland früh mit dem Punkten beginnen. Sonst könnte den Gastgeber 2018 erneut eine herbe Enttäuschung ereilen.

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